40 Jahre Frei-Alberto-Schule

Die Lage während Corona an der Frei-Alberto-Schule

„Wir danken allen von Herzen, die Teil der Familie Hildegardisschule sind“

Schulleiter Frei Zacarias informiert über die Lage an der Frei-Alberto-Schule und in den Familien der Schüler*innen.

Brasilien ist eins der Länder, die am stärksten von der Corona-Epidemie betroffen sind. Was das für die Familien in Sao Luis und das Schulleben bedeutet, schildert Frei Zacarias in einem Erfahrungsbericht, der hier in Auszügen wiedergegeben wird.

Nach intensiver Vorbereitung auf die Corona-bedingten Umstände konnte die Frei-Alberto-Schule am 10. August den Schulbetrieb in einer Mischung aus Präsens- und Distanzunterricht wieder aufnehmen. Dies geschah auch auf dringenden Wunsch der Eltern.

Insbesondere arme Familien haben schwer an der Corona-Krise zu tragen. Sie sind die verletzlichsten Glieder in der Gesellschaft. Die schwierige wirtschaftliche Situation und  Quarantänemaßnahmen führen dazu, dass den Familien schlicht das Geld für Essen und andere alltägliche Bedürfnisse fehlt. „Der Druck, der auf den Ernährern der Familie lastet, führt häufig zu psychischen Störungen, Angstzuständen und Depression“, schreibt Frei Zacarias.

Die Schulöffnung am 10. August hatte daher auch das Ziel, die jahrelang gewachsene Zusammenarbeit mit den Familien zu bewahren. Ebenso wichtig war es jedoch auch, ein kontinuierliches Bildungsangebot für die Kinder zu gewährleisten und die Bindung der Kinder an die Schule aufrecht zu erhalten, denn „Schulabwesenheit ist ein verbreitetes Phänomen an den Schulen in unserem Bezirk“.

Um die Schule wieder zu öffnen, unternahm das Kollegium der Frei-Alberto-Schule große Anstrengungen. Für den Präsensunterricht mussten Änderungen in den Toilettenräumen vorgenommen, Böden gefliest und  Räumlichkeiten vergrößert werden, um Hygiene- und Abstandsregeln einhalten zu können.

Eine noch größere Herausforderung „bestand darin, unsere Schüler in virtuelle Lernräume zu bringen, da die Mehrheit keinen Internetzugang besitzt. Es wurden Alternativen ersonnen, um allen Schüler die Möglichkeit des Zugangs zu einem Lehrplan zu geben. Wir stellen Material in einer digitalen  Plattform bzw. für Schüler ohne Internetzugang in gedruckter Form im Sekretariat der Schule zur Verfügung. Gleichzeitig bieten wir den Eltern unserer Schüler Hilfe im Umgang mit dem virtuellen Klassenzimmer zur Begleitung der schulischen Aktivitäten ihrer Kinder an, keine einfache Aufgabe, da die große Mehrheit der Familien noch selbst Hilfe braucht, um technische Werkzeuge und Apps nutzen zu können, die heute tägliche Routine in der Schule und für die Schüler sind.“

Frei Zacarias hebt das große Engagement der Lehrkräfte an der Frei-Alberto-Schule hervor, die alles daransetzen, „unsere Mission, ein Bildungsangebot hoher Qualität anzubieten und die Erziehung zum Staatsbürger zu fördern“, fortzuführen.

Abschließend betont Frei Zacarias die Bedeutung der Partnerschaft mit der Hildegardisschule:

Die besonderen Anstrengungen, die zurzeit unternommen werden, „wären nicht möglich ohne die so wichtige Hilfe, die wir von unseren Partnern in Deutschland erhalten.

An dieser Stelle möchte ich das lange Eintreten für gemeinnützige Aktionen, die solidarische Partnerschaft und die Freundschaft mit der Hildegardisschule hervorheben, die den bedürftigen Familien der Escola Frei Alberto zugutekommt. Wir danken allen von Herzen, jeder und jedem, die Teil der Familie Hildegardisschule sind. Wir sind stolz, Teil ihrer Geschichte zu sein.“

Unser herzlicher Dank gilt Wolfgang Gehrmann für die Übersetzung aus dem Portugiesischen.

Link zum Erfahrungsbericht.

Bacabal - Die Idee des Projektes

Seit 1968 unterstützt die Hildegardisschule die Arbeit der Franziskaner im Nordosten Brasiliens. Der Kontakt mit Bacabal, einem der ärmsten Gebiete Lateinamerikas, kam durch den Franziskanerpater Josef Schlütter zustande, der lange die Schulgemeinschaft durch seine Briefe und Besuche auf dem Laufenden hielt. Frei Jose Schlütter wurde von Bacabal nach Sao Luis versetzt. Von da an unterstützte die Hildegardisschule die Frei Alberto Schule in Sao Luis, hielt aber am Traditionsnamen ‚Bacabal’ fest.  Der plötzliche Tod Pater Jose Schlütters am 21.02.2003 machten seinen Besuch an der Hildegardisschule zunichte, trotzdem wird unsere Solidaritätsarbeit fortbestehen.

Früh gründete sich an unserer Schule die Bacabal-Gruppe, die bis heute – selbstverständlich in anderer personeller Zusammensetzung – fortbesteht. Es handelt sich um eine offene Arbeitsgruppe von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern, die das jährliche Bacabal-Projekt klassen- und schulformübergreifend managt.

Das Team pflegt Kontakte zu den Franziskanern, lädt Referentinnen und Referenten zum Informationstag ein und erstellt die Organisationspläne für die Informations- und Aktionstage sowie für den Solidaritätstag. Das Interesse der Schulgemeinschaft für Bacabal und die Eine-Welt-Thematik das ganze Jahr über wach zu halten, ist allen ein wichtiges Anliegen.

Das Projekt soll zu solidarischem Handeln befähigen. Informationsveranstaltungen mit Brasilien-Experten motivieren die Schülerinnen und Schüler zu persönlichem Einsatz. Jährlich stellen sie an zwei Aktionstagen Geschenk- und Gebrauchsartikel, Leckereien und Spiele her, bereiten Mitmachaktionen vor, proben Theater- und Tanzaufführungen und bereiten die Herausgabe der Schulzeitung vor. Alles das wird am Solidaritätstag Bacabal -traditionell der dritte Samstag im November - präsentiert.

Der Erlös des Solidaritätstages dient der Unterstützung der Frei-Alberto-Schule in Sao Luis, Hauptstadt des Bundesstaates Maranhao. Diese Grundschule in Trägerschaft des Franziskanerordens besuchen rund 1.200 Kinder aus den Elendsvierteln der Metropole. Die Gelder der Hildegardisschule werden von dem Verwaltungsdirektor, Pater Ewald Dimon, dazu verwandt, die Lehrerinnen zu entlohnen, die tägliche Schulspeisung zu finanzieren und die Schulbücher zu beschaffen. Wie die pädagogische Leiterin, Dona Angelica de Araujo Costa, betont, wird an der Frei Alberto Schule nicht nur Wert auf fachliche Qualifikation, sondern auch und gerade auf die ermutigende Erziehung zur Selbstbewussten und urteilsfähigen Persönlichkeit.

Dass den Armen in den Elendsvierteln von Sao Luis durch Bildung eine bessere Lebenschance eröffnet werden muss, hängt mit den Ursachen der Armut zusammen, zu denen die enorme ökonomische Ungleichheit zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern gehört. Den Eine-Welt-Zusammenhang in unser Bewusstsein zu heben und gegebenenfalls die Änderung eigenen Produktions- und Konsumverhaltens ins Visier zu nehmen, ist ein zweites Ziel des Bacabal-Projekts. Dom Helder Camara, ehemaliger Erzbischof von Recife, hat die Richtung gewiesen: "Unsere helfende Hand stößt die Menschen tiefer in soziale Abhängigkeit, außer wir entscheiden uns gleichzeitig zu Taten, die der Armut an die Wurzel gehen."

Beides, das Erwirtschaften finanzieller Fördermittel für die Frei-Alberto-Schule sowie die Bewusstseinsbildung und Verhaltensüberprüfung bei uns selbst, ist für das Bacabal-Projekt bestimmend.

 

Kontakt

Bacabal – Gruppe
Hildegardisschule -  Berufskolleg im Bistum Münster
Neubrückenstr. 17

48143 Münster

Tel.: 0251/41730
Fax: 0251/4173155
eMail: hildegardis-bk@bistum-muenster.de
 

Spenden

Hildegardisschule "Bacabal"
Darlehnskasse im Bistum Münster

IBAN: DE82 4006 0265 0018 4647 02

BIC: GENODEM1DKM

Film über das Projekt