Theoretische Ansätze der Schule
Die Frei-Alberto-Schule hat die Theorien von Paulo Freire für die Erwachsenen-Alphabetisierung für ihre Schule entsprechend ihrer Zielgruppe umgearbeitet. Dafür wurden eigens entwickelte Bücher konzipiert, um die Realität und die direkte Umgebung der Kinder aufzunehmen. Somit werden Gegenstände oder Themen wie Früchte, die aus der Region kommen, Gegenstände aus ihrem Haushalt oder Gegenstände aus ihrer direkten Umgebung behandelt.
Ein ebenso wichtiger Bestandteil ist die Bewusstseinsbildung. Für die Schule ist es wichtig, den Kindern schon früh eine kritische Haltung gegenüber der brasilianischen Politik zu vermitteln. Sie behaupten, dass Kinder durch erlangtes Wissen eine kritische Haltung einnehmen könnten.
Donna Angelica, die pädagogische Leiterin der Frei-Alberto-Schule, fasst dieses Vorhaben besonders gut zusammen: "Alle Bildung ist politisch. (...) Wenn wir in unserer Pfarrschule jedes Jahr nur 100 Kinder soweit bringen könnten, dass sie als Erwachsene den Reichen und Mächtigen unseres Landes die Rechte vorlesen könnten, dann hätten wir viel erreicht."
Partizipation hat für die Schule ebenfalls oberste Priorität. Auch wenn die Schule einen gewissen Lehrplan einhalten muss, ist es ihr wichtig, dass die Kinder bei Vorbereitungen und im Schulalltag mitmachen, teilhaben und mitentscheiden. Die Schule gehe nach dem Zitat von Paulo Freire: „Nâo se pode falar em educaçâo sem amor.“. Dies heißt übersetzt, dass es nicht möglich sei, ohne Liebe über Bildung zu sprechen. So lautet das Motto der Schule: „Educar e um Ato de amor.“. Das bedeutet so viel wie „Unterrichten ist ein Akt der Liebe“. Dieses Motto soll Lehrer und Schüler daran erinnern, dass sie auf einer Ebene miteinander kommunizieren, lernen und wachsen sollen.
Praktische Ansätze der Schule
Im Folgenden werde ich praktische Ansätze zur Umsetzung der Alphabetisierung und Bewusstseinsbildung an der Frei-Alberto-Schule wiedergeben, mit Bezug auf die Theorie von Paulo Freire.
Die Schule will den Kindern von Anfang an das Prinzip des Dialoges bewusstmachen. Auf den Schuluniformen der Kinder steht: „Homens grandes capazes de amar.“ Dies soll die Kinder immer daran erinnern, dass sie (so die Übersetzung) große Menschen sind, die lieben können. Es soll die Empathie, die entscheidend für den Dialog ist, widerspiegeln und die Kinder daran erinnern, dass sie diese zeigen müssen.
Ein weiteres Merkmal der Frei-Alberto-Schule ist es, mit den Schülern die Pause zu verbringen. Die Lehrer haben ein Lehrerzimmer zur Verfügung. Dennoch wird durch die gemeinsame Zeit ein Gefühl von einem gemeinsamen Lernen vermittelt. Ein Gefühl der Empathie (wie im Dialog erwünscht) soll vermittelt werden.
Im Philosophie-Unterricht, der bereits in der Vorschule anfängt, wird die Bewusstseinsbildung nach Paulo Freire integriert (siehe Beispiel eines Informationsblattes aus der Frei-Alberto-Schule als Original im Anhang).
In fünf Punkten werden die Schüler darüber informiert, wofür sie Philosophie lernen müssen.
Die Kinder lernen, wie wichtig es ist, Lesen und Schreiben zu können, um sich in der Welt der schriftlichen Kommunikation zu verständigen und auszudrücken. So können sie zur Welt der Kultur beitragen. Durch den Philosophie-Unterricht soll ihnen auch der Mut zu Kritik vermittelt werden, der in der Bewusstseinsbildung eine große Rolle spielt.
Wofür ist die Theorie von Paulo Freire nun gut?
Das Konzept Paulo Freires macht bewusst, dass Schüler aus bildungsärmeren Schichten, wie der in Bacabal, eine solche Bewusstseinsbildung neben der Alphabetisierung benötigen. Sie sollen verstehen, dass es ihnen nicht nur beruflich, sondern auch politisch hilft, sich einzubringen und eine Stimme in der Politik und in ihrem Land zu gewinnen.
Gerade in einer Zeit, in der politisch Rechte wieder vermehrt publik sind, ist die politische und somit die kritische Bildung von Notwendigkeit und sollte in das Bewusstsein der Menschen treten.
Mir ist in dem Aufenthalt und beim Verfassen der Facharbeit bewusst geworden, wie wichtig die Fähigkeit des Lesens und Schreibens ist und was man mit dieser Fähigkeit alles bewirken kann. Das Konzept Paulo Freires hilft der Frei-Alberto-Schule dabei sehr. Aus diesem Grund ist es unglaublich wichtig, dass wir dieses Projekt weiterhin unterstützen und den Kindern eine berufliche Perspektive und demokratische Beteiligung bieten können.
weiterführende Literatur:
- Dabisch, Joachim, Aspekte der Freire-Pädagogik, Oldenburg, 2009
- Eicher, Peter, Paulo Freire Frei Betto Schule die Leben heißt, München, 1986
- Figueroa, Dimas, Paulo Freire zur Einführung, Hamburg, 1989
- Freire, Paulo, Erziehung als Praxis der Freiheit, Reinbeck bei Hamburg, 1977