Lehrer*innen denken

Sowohl für Lehrer*innen als auch für Schüler*innen war und ist der digitale Unterricht in der derzeitigen Form Neuland. Ob der digitale Unterricht den analogen Unterricht ersetzen kann oder man sich vielleicht doch (wenn möglich) wieder in der Schule treffen sollte, darüber haben Meinolf Bömelburg und Alexander Lambers sich Gedanken gemacht und 10 gute Gründe für den digitalen sowie den analogen Unterricht zusammengestellt.

Zehn Gründe, ab jetzt nur noch digital zu unterrichten

  1. Jede/r sieht jede/n – im Gegensatz zum Klassenraum, in dem sich Schüler*innen meist auf den Rücken bzw. die linke oder rechte Wange starren.
  2. Konflikte um das Handy sind Vergangenheit, es ist ausdrücklich erlaubt, wenn nicht gar erwünscht, das Medium zu nutzen.
  3. Niemand hat mehr einen Nachbarn / eine Nachbarin neben sich sitzen, der/die ihn zum Quatschen nötigt.
  4. Pseudo-Konflikte gibt es nicht mehr: Wenn jemandem zu warm ist, macht er / sie einfach ohne lange Diskussion sein / ihr Fenster auf, wenn es zu kalt wird, wird es wieder geschlossen.
  5. Gruppen können sich zur Gruppenarbeit verabreden, wann sie wollen – Kollaborationen mitten in der Nacht steht nicht mehr im Wege.
  6. Kein Schüler / keine Schülerin muss sich mehr langweilen lassen durch ewige Wiederholungen - wer es schon begriffen hat, hebt kurz den Daumen - und meldet sich ab.
  7. Die kostenfreie Zoom-Stunde dauert 40 Minuten – eine ehrliche Übereinstimmung zwischen Brutto- und Netto-Unterrichtsstunde.
  8. Der Weg führt direkt aus dem Bett zum Laptop – und damit in den Unterricht. Bei entsprechender Kamera-Positionierung spricht nichts dagegen, im Schlafanzug oder Bademantel teilzunehmen – merkt ja keiner. Selbst direkt vom Bett aus ist eine Teilnahme am Meeting problemlos möglich.
  9. Wollten wir nicht schon immer mal wissen, wie es bei dem einen oder der anderen zuhause, also privat aussieht? Zumindest kleine, verstohlene Einblicke sind immer mal wieder möglich.
  10. Zwischendurch ein Tee, serviert von  Mama / Papa bzw. Ehemann / Ehefrau lässt das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

 

Zehn Gründe wieder analog zu unterrichten:

Schüler*innen denken sich vermutlich:

  1. WhatsApp-Nachrichten mit seinem Sitznachbarn zu schreiben, ist einfach noch lustiger als über die Distanz. 
  2. Lehrer erklären doch gar nicht so schlecht, wie bisher angenommen. Und: Eine schlechte Erklärung ist immer noch besser als gar keine Erklärung. 
  3. Meine Pausenbrotdose fühlt sich so nutzlos. 
  4. Ich vermisse die überfüllten und unpünktlichen Busse und Züge so sehr. Selbst nach denen, die ganz ausfallen, sehne ich mich. 
  5. Der gewohnte Gang zum Bäcker um 09:25 Uhr macht von zu Hause weder Spaß noch Sinn.  

 

Lehrer*innen denken sich:

  1. Mein Rotstift läuft Gefahr einzutrocknen - die Strompreise hingegen schnellen in die Höhe!
  2. Meine viereckigen Augen vom vielen „Videokonferieren“ brauchen unbedingt Erholung.
  3. Das Lehrerzimmer ist schon ein schöner Raum: Kein Ehepartner, kein Kindergeschrei....
  4. Der Garten sieht nun ganz passabel aus. Ich könnte auch mal wieder aus dem Haus gehen. 
  5. Die Eltern wissen ja jetzt, was wir tagtäglich leisten! Erlösen wir sie wieder…