Schule lebt

Fragebogen für Ehemalige: Pia Wensing (AHR 13, 2017)

 

Ihr erster Eindruck von der Hildegardisschule? In welcher Situation ist er entstanden?

 

Mein erster Eindruck von der Hildegardisschule entstand während meines Bewerbungsgesprächs, welches sehr locker und humorvoll ablief. Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war und wie steif ich auf meinem Stuhl klebte. Doch die angespannte Situation ließ schnell nach, nachdem wir einfach angefangen haben uns zu unterhalten. Die Gesprächsatmosphäre war total entspannend und einladend.

Ich hatte mich zuvor lediglich durch das Internet und durch die positive Mundpropaganda anderer informiert. Ein visuelles Bild hatte ich bis dahin noch nicht. Das Erste, was mir auffiel, war die Übersichtlichkeit der Räume. Als Neuankömmling braucht man auf jeden Fall keine Angst haben, sich in den Dimensionen der Schule zu verlaufen.

 

Eine konkrete Äußerung eines Lehrers/einer Lehrerin aus Ihrer Erinnerung, die Sie heute noch wörtlich zitieren können?

 

„Gut, dass Sie das erwähnen! … Genauso sollen Sie nämlich nicht vorgehen. “ Dieser Satz fiel damals öfter, deshalb ist er wahrscheinlich auch hängen geblieben. Selbst wenn man mal einen nicht so schlauen Beitrag von sich gegeben hat, veranschaulichte man damit seinen Mitschülern, was man nicht tun sollte, wodurch der Beitrag wiederum total konstruktiv und weiterbringend war. Man bekam also nie das Gefühl vermittelt, sich im Unterricht völlig blamiert zu haben…

 

Ihr größter persönlicher Sieg/Triumph in der Schule?

 

Einer meiner größten Triumphe in der Schule war für mich auf jeden Fall das Schreiben der Facharbeit. Ich kann mich noch gut an meine Bücherberge erinnern, über Traumatisierungen und diversen Bewältigungsstrategien. Dieses Wissen auf 14 Seiten verständlich zu komprimieren, war für mich eine echte Herausforderung. Man musste den ganzen Kram ja erstmal selbst verstehen. Ich habe unglaublich viel Zeit in diese Arbeit investiert, was sich im Nachhinein wirklich ausgezahlt hat. Die Facharbeit sollte uns einen Einblick in das „studentische Lernen“ verschaffen, was mich damals ein wenig einschüchterte. Doch nach diesem Facharbeitsprojekt hat sich ein gewisses Vertrauen in meine Kompetenzen gefestigt, welches meinen zukünftigen Weg in die Uni bestärkte. Anbei muss ich erwähnen, dass man während dieses Prozesses gut begleitet wurde. Ich habe echt einige E-Mails an meinen damaligen Lehrer geschrieben, bis mein finales Inhaltsverzeichnis schlussendlich stand….und das alles während der Ferien. Trotzdem bekam man immer eine Antwort :-)

 

Ihre größte persönliche Niederlage in der Schule?

 

Definitiv meine erste Klausur in Erziehungswissenschaften! EW war damals für mich ein völlig fremdes Fach. Gerade in den ersten Monaten wurde man mit ungefähr tausend neuen Fachwörtern konfrontiert, von denen man vorher noch nie etwas gehört hatte. Man versuchte diesen Wortschatz möglichst schnell zu adaptieren. In der ersten Klausur wollte ich natürlich alles raushauen. Ich fühlte mich super schlau und war total überzeugt von meiner Klausur. „Das werden definitiv 13 Punkte! Mindestens!“, dachte ich mir damals. Pustekuchen! Als wir dann unsere Noten bekamen und ich eine 3- vorfand, musste ich erstmal lachen. Ich konnte mir nicht vorstellen besser zu werden, weil ich mich meiner Meinung nach bereits selbst übertroffen hatte und EW war mein feststehendes LK – Fach! Die darauffolgende Klausur war leider auch nicht wirklich besser, aber danach hatte ich den Dreh raus. Es gibt eine ganz bestimmte systematische Vorgehensweise, die erstmal geübt und verinnerlicht werden muss. Falls eure erste Klausur mal nicht so der Hammer sein sollte und ihr euch Sorgen darüber macht, im falschen Leistungskurs zu sein, malt nicht direkt den Teufel an die Wand. Man wächst wortwörtlich darein, ohne es wirklich zu bemerken.

 

Eine besondere, für Sie bedeutsame Erkenntnis, die Sie in der Hildegardisschule gewonnen haben? (Es könnte sich auch um einen „guten Gedanken“ oder eine Art von „Bildungserlebnis“ handeln!)

 

Ich habe auf der Hildegardisschule viele Bestätigungen und Ermutigungen bezüglich meiner schulischen Kompetenzen erhalten. Manchmal stand ich vor Aufgaben, die auf mich total groß wirkten und natürlich schleichen sich dann auch mal die einen oder anderen Zweifel ein. Das Interessante daran war, dass meine Lehrer/-innen manchmal mehr über mich wussten, als ich es in bestimmten Situationen tat. Für sie gab es nie Zweifel und diese Art von Ermutigung war ein totaler Ansporn für mich.

Mal abgesehen von durch persönliche Gründe (z.B. Krankheit) bedingten Unterrichtsausfällen, haben Sie in der Hildegardisschule an ca. 1000 Unterrichtsstunden pro Jahr teilgenommen; wie hoch schätzen Sie den Anteil der Stunden ein, in denen Sie lieber etwas anderes gemacht hätten? Was wäre das dann konkret gewesen?

Ich war immer gerne in der Schule und fand den Unterricht sehr interessant. Selbstverständlich gab es manchmal stressige Situation, wie zum Beispiel Klausuren, oder weniger präferierte Themen, die einem nicht ganz so lagen. Natürlich würde ich da zu meinem Bett nicht nein sagen, aber diese Momente kann ich bei mir an meiner Hand abzählen. Insgesamt war ich mit der Qualität des Unterrichts sehr zufrieden. Was mich immer motivierte, war die Leidenschaft der Lehrer/-innen über ihr eigenes Fach und das konnte ich persönlich sehr häufig beobachten. Wie soll man in anderen einen Funken entzünden, wenn in einem selbst keine Flamme brennt? Spaß am Fach ist - nach meinen Erfahrungen - einer der bedeutsamste Faktoren, der sich auf die Unterrichtsqualität und auf die Motivation der Schüler signifikant auswirkt.

 

Ihre Kontakte zu ehemaligen Schulfreunden/Schulfreundinnen (z.B. facebook, Stammtisch,..)?

 

Ja, das habe ich auf jeden Fall noch. Einige habe ich sogar schon im Studium wieder getroffen. Facebook habe ich jetzt nicht, aber dafür pflegen wir fleißig unsere Whatsapp - Gruppen, in denen man sich zu diversen Aktivitäten verabredet.

 

Welchen Rat können Sie Lehrer/-innen für die Arbeit mit einem Schüler/einer Schülerin, wie Sie eine/r waren, geben?

 

Ich fand den Dialog zwischen den Lehrkräften und den Schülern meistens sehr gut! Häufig wurde bedürfnisorientiert gehandelt und mit den Schülern abgestimmt. Das Verhältnis war angenehm und persönlich. Ich habe mich immer sehr aufgefangen gefühlt. Macht einfach weiter so wie bisher.

 

Ein Tipp für kommende Schülergenerationen an der Hildegardisschule?

 

Treibt Sport! Auf Dauer war das tägliche Treppensteigen wirklich anstrengend. Man hat leider nicht selten im Raum 405 Unterricht!

 

Welche konkrete Hoffnung hatten Sie am Ende Ihrer Schulzeit? Was ist daraus geworden?

 

Am Ende meiner Schulzeit hatte ich die Hoffnung zu wissen, was als nächstes ansteht. Ich war mir lange Zeit unsicher, weil ich mich für so vieles begeistern ließ. Mir wurde empfohlen ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren, worauf es letzten Endes auch hinausgelaufen ist. Diese Entscheidung war sehr gut! Oft bleibt einem zu wenig Zeit, um wichtige Dinge zu reflektieren. Diese Zeit habe ich mir dadurch genommen. Ich studiere jetzt Anglistik und Pädagogik auf Lehramt. Definitiv werde ich der Hildegardisschule für meinen späteren Berufsweg viele Impulse und Inspirationen entnehmen. Vielleicht sieht man sich ja später mal wieder!